Seminarbericht “Arbeiten im Kreisvorstand“

Seminarbericht: „Arbeiten im Kreisvorstand: Politik. Organisation. Parteiaufbau.“
Was genau ist ein Kreisverband? Wie ist er organisiert? In welcher Verbindung steht er zur Landes- und Bundesebene der Partei?



Welche Rechtsgrundlagen gelten für den Kreisverband? Und das Wichtigste: Wie gestaltet man gemeinsam mit der Gruppe vor Ort eine effektive Politik für mehr soziale Gerechtigkeit? Diesen und vielen anderen Fragen widmete sich das Wochenendseminar der Kommission für Politische Bildung Hessen vom 27. Bis 28. November 2021 in der Jugendherberge in Wiesbaden.

Eine solide Arbeit im Kreisvorstand ist ein wichtiges Fundament für eine aktiv gestaltete Politik vor Ort. Deshalb will auch die Arbeit im Kreisvorstand gelernt sein. – Diesen oder wenigstens einen ähnlichen Gedanken hatten wohl neben mir auch die vier anderen Teilnehmerinnen, die das Seminar besuchten. Ob bereits Mitglied eines kommunalen Kreisvorstandes, aktives Mitglied und regelmäßige Teilnehmerin der Kreisvorstandssitzungen oder zum Kreisvorstand kandidierendes Mitglied der Partei – gemeinsam wollten wir mehr über das vielschichtige Aufgabengebiet erfahren, um zukünftig in unseren Vorständen noch effektiver arbeiten zu können, die organisatorischen Strukturen besser nachzuvollziehen und die politischen Inhalte der Partei voranzubringen.

Gesagt, getan und so begann ein Wochenendseminar, das uns viele Einblicke schenkte: Eine für mich wichtige Erkenntnis war so beispielsweise, dass die Arbeit im Kreisvorstand im Wesentlichen auch vom Selbstverständnis des Vorstands abhängt: Wie wollen „wir“ als Kreisvorstand arbeiten? Sind „wir“ eine Leitung oder ein Gremium? Welche Ziele setzen „wir“ uns? Was wollen „wir“ bewegen? Welchen Schwerpunkt setzen „wir“ in „unserer“ Arbeit als Vorstand? Und ist es vielleicht sogar sinnvoll, den Vorstandsmitgliedern Arbeitsfelder zuzuordnen, um eine gewinnbringende Organisation und Arbeitsweise mit wenig Personal in allen Bereichen sicherzustellen? Macht es Sinn, Arbeitsfelder wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Regionale Politik, Haustürwahlkampf, Bildung, Jugendarbeit oder Mitgliederbetreuung unter den Vorstandsmitgliedern aufzuteilen? All diese Fragen sollten für eine gute Vorstandsarbeit, so weiß ich jetzt, beantwortet sein.

Aber auch organisatorische Themen der Vorstandsarbeit wurden besprochen. Neben den rechtlichen Hinweisen auf die Satzung erfuhr ich hier vor allem viel Wissenswertes über die Themenwahl für Vorstandssitzungen: Ein wichtiger Bestandteil von Kreisvorstandssitzungen besteht in der Genehmigung des Protokolls aus der Vorsitzung. Dabei sollte ebenfalls im Blick bleiben, welche Ziele bereits umgesetzt werden konnten und welche Hürden in welchem Zeitraum es noch zu überwinden gilt, um das stete Voranschreiten in der Sache sicherzustellen. Zur Verbesserung der politischen Meinungsbildung innerhalb des Vorstandes ist auch das regelmäßige Führen politischer Debatten wichtig. Oft führen Diskussionen ins Nichts und enden nach vielen Wortmeldungen mit dem Blick auf die Uhr. Dabei sind solche Diskussionen wenig zielführend und spalten dort, wo sie eigentlichen Brücken bauen sollten. Daher ist es wichtig, auch innerhalb der Gruppe Zugeständnisse machen zu können, die guten Gründe für andere Argumente wirklich nachzuvollziehen und anzuerkennen, Kompromisse zu finden und das Große ganze im Blick zu behalten, um eine konstruktive Arbeit sicherzustellen und eine gemeinsame Politik zu verfolgen. Hier kann es sinnvoll sein, die gemeinsamen Punkte einer Debatte schriftlich festzuhalten, um die Meinungsbildung des Kollektivs zu schärfen.

Und schließlich wurde auch über das Thema „Konfliktmanagement“ gesprochen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne – Konflikte sind daher ganz normal und kommen in allen zwischen-menschlichen Beziehungen vor. Gerade für eine effektive Arbeit im Kreisvorstand ist es aber wichtig, Konflikte frühzeitig zu erkennen und aufzulösen. Abwertende Äußerungen, Lästereien, übermäßige Fürreden oder bloßstellende Äußerungen vor der Gruppe sind daher hinderliche Angewohnheiten, die zur effektiven Arbeitsweise wenig beitragen und allenfalls den gemeinsamen Kampf für soziale Gerechtigkeit zu Gunsten egoistischer Motive behindern. Zudem haben derlei Ab- oder Aufwertungen wenig mit der linken Prämisse „Alle Menschen sind gleich.“ gemeinsam und sollten daher gerade innerhalb „Der Linken“ keine Rolle spielen.

Für mich hat dieses Seminar viele unklare Punkte deutlich gemacht, sodass ich nun eine bessere Vorstellung von meiner Aufgabe habe. Umso verwunderter war ich, als ich feststellte, dass wir eine eher kleinere Gruppe waren. Die vielschichtige Arbeit eines Kreisvorstandes ist meines Erachtens nicht zu unterschätzen und sollte wissend und durchdacht angegangen werden. Daher möchte ich dieses Seminar sowohl Neumitgliedern als auch langjährigen Mitgliedern empfehlen, die an der aktiven Arbeit im Kreisvorstand interessiert sind, damit „Die Linke“ hier mit einer soliden Arbeits- und Vorgehensweise vorangebracht und kommunalpolitisch stark aufgestellt werden kann.

Mit solidarischen Grüßen
Victoria Pluschke