Marx KAPITAL und die Flüchtlingskrise

Marx hat an das Ende des ersten Bandes des Kapitals ein Kapitel gesetzt, das eigentlich an den Anfang gehört, weil es beschreibt, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Methoden sich der Kapitalismus überhaupt entwickeln konnte. Dass dies zu erklären auch heute noch unverzichtbar ist, hat mindestens zwei Gründe: Erstens zeigt Marx in diesem Text, dass an der Wiege des Kapitalismus nicht Fleiß und Sparsamkeit Pate standen, sondern Raub und Vertreibung und zweitens ist diese so genannte „ursprüngliche Akkumulation“ des Kapitals keine schaurige Geschichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert, sondern sie wiederholt sich immer dann, wenn ein Land vom Kapital erobert oder die Entwicklung des Kapitalismus an seine Grenzen zu stoßen scheint. Das war der Fall als nachlassendes Wachstum, Finanzkrisen und sinkende Profitraten in imperialistische Kriege mündeten und das treibt auch heute die neoliberale Globalisierung voran. Selbst linke Globalisierungskritiker erkennen selten, dass es sich bei den zunehmenden kriegerischen Konflikten, der Verarmung ganzer Völker und den anschwellenden Flüchtlingsströmen nicht um vermeidbare Folgen der neoliberalen Globalisierung, sondern um gesetzmäßige Entwicklungen handelt. Sie ähneln auf erschreckende Weise der von Marx beschriebenen und analysierten ursprünglichen Akkumulation.

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